Das "Ospedale
                                                                              degli Innocenti" ist
                                                                              mehr als ein architektonischer
                                                                              Meilenstein. Es sorgte
                                                                              für Betreuung von Säuglingen
                                                                              und Kindern kontinuierlich
                                                                              für mehr als fünf Jahrhunderte.
                                                                              Durch seine Unterstützung
                                                                              und seine Leistungen
                                                                              sowie durch seine Architektur
                                                                              repräsentiert das "Ospedale
                                                                              degli Innocenti" die
                                                                              sich entfaltenden humanistischen
                                                                              Ansichten von Florenz
                                                                              der frühen Renaissance. 
                                                                                                                   
                                                                              Die
                                                                              Galerie hat ihren
                                                                              Sitz in einem der bekanntesten
                                                                              und bedeutendsten
                                                                              architektonischen Bauten
                                                                              des  frühen 15.
                                                                              Jh. von Florenz, im
                                                                              Auftrag  der Wollzunft
                                                                              von Filippo Brunelleschi
                                                                              errichtet.  Das „Spedale“ (Spital,
                                                                              Heim) war  dazu bestimmt,
                                                                              verlassene Kinder aufzunehmen,
                                                                              die hier aufgezogen
                                                                              und in einem Beruf
                                                                              ausgebildet  wurden,
                                                                              was ihnen die Eingliederung
                                                                              in die Gesellschaft
                                                                              ermöglichen sollte. In
                                                                                dem Zusammenspiel von
                                                                                Refektorien, Kreuzgängen,
                                                                                Schlaf- und Krankensälen,
                                                                                Ammenzimmern  und Säulengängen
                                                                                lieferte Brunelleschi
                                                                                ein harmonisches und
                                                                                ausgeglichenes Exempel
                                                                                der rationalen Krankenhausarchitektur,
                                                                                das im  Laufe der Zeit
                                                                                noch erweitert und mit
                                                                                Fresken  ausgeschmückt
                                                                                wurde, welche die lange
                                                                                Zeit  des Bestehens
                                                                                der Einrichtung belegen,
                                                                                wie auch  die Gunst
                                                                                der herrschenden Dynastie,
                                                                                der Medici.  
                                                                          Die
                                                                            Galerie hat einen geeigneten
                                                                            Sitz in dem  oberen
                                                                            Bogengang des Klosters
                                                                            und im ehemaligen  Aufenthaltssaal
                                                                            der Kinder gefunden,
                                                                            der sich 
                                                                            über dem Säulengang
                                                                            der Fassadenseite  befindet.
                                                                            Sie umfaßt kostbare
                                                                            Werke, die  allerdings
                                                                            nur einen kleinen Teil
                                                                            der beachtlichen  Anzahl
                                                                            an Kunstgegenständen
                                                                            ausmachen,  die sich in
                                                                            dem Spital im Laufe der
                                                                            Jahrhunderte  angesammelt
                                                                            hatten durch Schenkungen,
                                                                            Hinterlassenschaften  oder
                                                                            Hinterlegungen, oder durch
                                                                            eigens für 
                                                                            das Heim ausgeführte
                                                                            Werke. Die berühmtesten
                                                                            Stücke (Della Robbia,
                                                                            Beato Angelico, Vasari,
                                                                            Giambologna) wurden im
                                                                            19. Jh. zerstreut; was 
                                                                            übrigblieb (dennoch
                                                                            von erstklassiger Qualität)
                                                                            sind Gemälde auf
                                                                            Holz, abgelöste Fresken,
                                                                            Möbel, Ausstattungsgegenstände
                                                                            und  eine Reihe herrlicher
                                                                            Miniaturkodizes aus dem
                                                                            14. und 15. Jh., die
                                                                            zu den wertvollsten erhaltenen
                                                                            in Florenz zählen.Zu
                                                                            den bedeutendsten  Gemälden
                                                                            sei auf die „Adorazione
                                                                            dei Magi“ (Anbetung
                                                                            durch die Hl. Drei
                                                                            Könige) von Domenico
                                                                            Ghirlandaio (1449 
                                                                            - 1494) hingewiesen,
                                                                            die für die Spitalkirche
                                                                            ausgeführt wurde.
                                                                            In dem Gemälde
                                                                            mit  seinem prachtvollen
                                                                            Farben- und Detailreichtum
                                                                            sind unter den Figuren,
                                                                            die das Kind umgeben,
                                                                            einige Portraits
                                                                            eingearbeitet von
                                                                            historischen  Personen
                                                                            die mit dem Spital
                                                                            in Verbindung standen,
                                                                            wie Händler
                                                                            der Seidenkunst und
                                                                            Bedienstete. 
                                                                          Neben
                                                                            einigen kostbaren „fondo
                                                                            oro“ (Gemälden
                                                                            auf Goldgrund) hoher
                                                                            Qualität besitzt
                                                                            die  Galerie auch eine „Madonna
                                                                            col Bambino“ 
                                                                            (Madonna mit dem Kinde),
                                                                            die dem jungen Botticelli
                                                                            (1445-1510) zugeschrieben
                                                                            wird und in dem noch  der
                                                                            Einfluß des Meisters
                                                                            Filippo Lippi  erkennbar
                                                                            ist; ferner eine der harmonischsten
                                                                            glasierten Terrakotten
                                                                            von Luca della Robbia;
                                                                            ein Altarbild von Piero
                                                                            di Cosimo (1461/62 -  1521),
                                                                            ebenfalls für die
                                                                            Spitalkirche ausgeführt
                                                                            sowie eine charakteristische „Madonna
                                                                            degli Innocenti“ (Madonna
                                                                            der Unschuldigen) der Schule
                                                                            von Granacci (1469-1543),
                                                                            welcher den Kindern mit
                                                                            seinem Mantel Schutz bietet
                                                                            und hinter dessen Schultern
                                                                            der Säulengang 
                                                                            Brunelleschis des Spitals
                                                                            selbst zu sehen ist. 
                                                                                                               
                                                                                                               
                                                                                                              DIE BAMBINI VON ANDREA DELLA ROBBIA  
                                                                                                               
                                                                            Als die Menschen seinerzeit auf das Gebäude schauten, sahen sie 10 glatte Medaillons, konkav gewölbte runde Rahmen, die in den Zwickeln der Rundbögen eingesetzt waren.  Später, im Jahr 1487,  4 Dekaden nach Brunelleschis Tod, wurden 10 “bambini” (Kinder) von della Robbia in die Rundmedaillons montiert. 1845 wurden zwei weitere “bambini”, Reproduktionen von zwei Originalen, an jedem Ende installiert. 
                                                                            Wann genau della Robbia die “bambini” schuf, ist unklar, aber wahrscheinlich in den Jahren 1463 – 1466, einige Jahre vor der Montage. Jedes der Originale ist einzigartig. Sieben sind vollständig von Hals bis Fuss eingewickelt, und zwei sind mit Wickelkleidung dargestellt, die zwar noch gebunden ist, allerdings unter der Taille oder den Knien herabhängt. 
                                                                            Ein “bambino”,
                                                                            das siebte von links
                                                                            an der Fassade, zeigt
                                                                            die Wickelkleidung
                                                                            ungebunden und vom
                                                                            Kind abfallend. Es
                                                                            ist das einzige mit
                                                                            ungebundenen Füssen.
                                                                            Was della Robbia mit
                                                                            dieser Variation aussagen
                                                                            wollte, ist schwer
                                                                            zu sagen. Vielleicht
                                                                            bedeutete die gelockerte
                                                                            Wickelkleidung Befreiung
                                                                            von dem hemmenden Stigma
                                                                            der Herkunft der Findelkinder.                                                      rn
                                                                            der Säulengang 
                                                                            Brunelleschis des Spitals
                                                                            selbst zu sehen ist.  |