Mons
Florentinus, Panorama: Die Basilika von San
Miniato al Monte und das Benediktinerkloster
Die
romanische Kirche erhebt sich
über der Grabstätte
des Heiligen Minias, der bei
der Christenverfolgung unter
Kaiser Decius in Florenz das
Martyrium erlitt. Die Legende
überliefert, der Heilige
habe nach seiner Enthauptung
seinen Kopf aufgenommen und
sei mit diesem bis auf den
Mons florentinus gelangt.
Erst dort habe er den Tod
gefunden und sei neben anderen
Christen begraben worden.
1013 wurde an dieser Stelle
eine Benediktinerabtei kluniazensischer
Reform gegründet. Es
existieren jedoch keinerlei
Schriftquellen, die Auskunft
darüber geben, ob dieses
Datum auch den Baubeginn der
Basilika bezeichnet. So bleibt
der Versuch einer Datierung
des Baus auf die Analyse seiner
architektonischen Formen angewiesen.
Diese weisen die Kirche als
ungefähr zeitgleich mit
dem Baptisterium und der Kirche
Santi Apostoli entstanden
aus, als deren Errichtungszeit
allgemein das 11./12. Jahrhundert
angenommen wird. Eine vage
Bestätigung findet diese
Annahme durch die in den Fußboden
eingelassene Jahreszahl 1207,
die wohl den Zeitpunkt der
endgültigen Vollendung
angeben dürfte. Der Campanile
wurde erst 1518 hinzugefügt,
nachdem sein Vorgänger
1499 eingestürzt war.
1553 wurde die Kirche unter
Cosimo I. zur Festung ausgebaut.
Im 17. Jh. diente sie vorübergehend
als Hospital für Pestkranke
und als Obdachlosenasyl.
Die Kirche wurde als dreischiffige
Basilika mit halbrunder Apsis
über einer ausgedehnten
Krypta errichtet. Die Arkaden
der Langhauswände werden
im Wechsel von jeweils einem
quadratischen Pfeiler und
zwei Säulen getragen.
Den Pfeilern sind Halbsäulen
vorgelegt, denen Schwibbögen
aufliegen, die das Mittelschiff
und die Seitenschiffe rhythmisch
in einzelne Raumabschnitte
unterteilen. Neben dieser
für die Architektur der
mittelitalienischen Romanik
ungewöhnlichen Strukturierung
fällt die einzigartige
Regelmäßigkeit
und Präzision der Steinbearbeitung
auf. Die Chorschranken und
die Kanzel sind ebenso mit
Marmorinkrustationen geschmückt
wie der Fußboden und
die Apsis, die die eingelegten
Muster der Fassade wiederholt.
Die Fassade zeigt den abstrakten
Inkrustationsstil der Florentiner
Protorenaissance. Ihre Verkleidung
besteht aus 5 cm dicken Platten
weißen Carrara-Marmors
und dunkelgrünen Serpentins.
Im Untergeschoss tragen antikisch
proportionierte Halbsäulen
mit korinthischen Kapitellen
fünf halbrunde Blendbögen,
über denen ein Architrav
verläuft. Diese Anordnung
sollte Filippo Brunelleschi
am Beginn der Renaissance
bei der Loggia des Ospedale
degli Innocenti wieder aufnehmen.
Weniger streng erscheint die
Gestaltung des oberen Geschosses
und des schmalen Giebelfeldes:
Dieser wird durch vier Pilaster
gegliedert, deren Kannelierung
in den eigenartig umknickenden
Architraven fortgeführt
wird. Auch dieses Motiv sollte
vorbildlich für Brunelleschis
Findelhaus werden. Über
einer antikischen Ädikula
erscheint ein mehrfach restauriertes
Mosaik der zweiten Hälfte
des 13. Jh., das den thronenden
Christus darstellt. Die Inkrustation
des Giebelfeldes zeichnet
wie am Baptisterium eine Zwerggalerie
nach, wie sie sich vor allem
in der romanischen Architektur
Norditaliens und Deutschlands
vorfindet. Der bekrönende
Adler hält in seinen
Krallen ein Wollbündel
als Symbol der Wollweberzunft,
die S. Miniato seit 1288 verwaltete
und finanziell unterstützte.
Von der überaus
reichen Ausstattung
seien vor allem zwei
Kapelleneinbauten hervorgehoben:
Die "Cappella
del Crocifisso"
schuf Michelozzo 1448
im Auftrag Piero de'
Medicis als tonnengewölbtes
Marmorziborium. Die
Rosetten der Kassetten
und die farbigen Majolikaschindeln
sind das Werk Luca della
Robbias. Die Kapelle
des Kardinals von Portugal
wurde 1461-66 durch
Antonio Manetti im Auftrag
König Alfons' von
Portugal errichtet,
der den vom nördlichen
Seitenschiff aus zugänglichen
Zentralbau als Grabkapelle
für seinen verstorbenen
Neffen, Kardinal
Jakob von Lusitanien,
errichten ließ.
Die bildhauerischen
Arbeiten stammen
aus der Werkstatt
Bernardo und Antonio
Rossellinos.
Die
Basilika von San Miniato
Die älteste Kirche von Florenz -
11. Jh.
Ädikulafenster und Mosaik der Kirchenfassade
Der thronende Christus zwischen Maria und dem Hl. Minias
Glockenturm
- 1535
Neben
der Kirche das Benediktinerkloster
Apsis
mit Chorschranke
Großes Mosaik - 1297
Chorschranke -
Detail
Kanzel -
1207
Das Mittelmotiv ist eine Säule in Form eines Mönches,
der auf einem Löwen steht und das von einem Adler
getragene Lesepult trägt.
Kanzel - Detail
Die
von Agnolo
Gaddi 1394
begonnenen
und bei seinem
Tod 1396 unvollendeten
Altarpanelen
stellen den
Hl. Johannes
Gualberto in
strenger schwarzer
Mönchskleidung
und den Hl.
Minias in bunter
orientalischer
Kleidung dar.
An den Seiten
sind Szenen
des Leiden
Christi abgebildet.
Oben, in der
Mitte des Bogens,
ist die Himmelfahrt
dargestellt,
die von der
Verkündigung
flankiert wird.
Auf der Predella
sind Maria
und die zwölf
Apostel abgebildet.
Linkes Seitenschiff
Tierkreis des Lebens
Marmoreinlegearbeit im Fußboden des Mittelschiffes - 12. Jh.
Rekonstruktionszeichnung des originalen Designs
Der
Bau der heutigen Kirche wurde 1013
durch Bischof Alibrando begonnen
und von Kaiser Heinrich II. abgeschlossen.
Hinter dem Altar das Adler Emblem
der Calimala, die Händlerzunft,
die ab dem 13. Jh. für
die Instandhaltung der Kirche verantwortlich
war.
Glasmalerei
Altarbild
des Hl. Minias von Agnolo Gaddi
Die Säulen der Krypta sind aus mehreren Materialien gefertigt und haben verschiedene Formen, Ordnungen und Herkunft. Einige stammen aus antiken römischen Thermen.
Die
von 38 Säulchen in
Joche aufgeteilte Krypta
Das bemalte und restaurierte Dachgebälk
Fresken Seitenschiff
Madonna mit Kind und Heiligen
Fresken
im Seitenschiff
Christus, Hl. Minias, Julian und die Jungfrau
von Jacopo da Firenze - 1409
Sakristei
Fresken von Spinello Aretino - 1387
Legenden des Hl. Benedikt
Unterhalb
der Kirche ein monumentaler
Friedhof mit wertvollen Statuen
Blick auf Florenz von San Miniato al Monte
Monumentaler
Friedhof Dort begraben sind u. a. Carlo
Collodi, der Schöpfer
des Pinocchio, der Politiker Giovanni Spadolini und
der Maler Pietro Annigoni.
KAPELLE DES KARDINALS VON PORTUGAL
Antonio und Bernardo Rossellino
Grabmal des Kardinals von Portugal
Antonio und Piero del Pollaiolo
Altarbild der Kapelle des Kardinals von
Portugal
mit Darstellung des Hl. Jacobus,
Vinzent und Eustace
(Original heute in den Uffizien)
Fußbodenmosaik
Fresko
von Alessandro
Baldovinetti
Verkündigung
Luca della Robbia
Kuppelgewölbe aus glasierter Terracotta
Im Zentrum befindet sich ein Medaillon mit der Taube des Heiligen Geistes, umgeben
von den sieben Leuchtern, und weiteren vier Tondi mit den Kardinaltugenden. Eine
kubische Landschaft, die die Hingabe des jungen Schülers zur Kirche und zur humanistischen
Philosophie symbolisieren. Es ist eines der Meisterwerke des della Robbia hinsichtlich
der Farben und klassischen Ideale.