Die Kirche ist einer der meistverehrten Marienschreine in Florenz und wurde 1250 als Oratorium von Cafaggio von den Sieben Heiligen Gründern des Servitenordens gegründet. Nachdem die Jungfrau Maria diesen edlen Florentinern in einer Vision erschienen war, zogen sie sich aus der Stadt in eine abgelegene Eremitage am Monte Senario nördlich von Florenz zurück.
Die Geschichte ihres neuen Gebetshauses ist mit dem Kult um ein Gemälde der Madonna verknüpft, welches die Verkündigung zeigt und noch immer in einer Kapelle beim Eingang der Basilika erhalten ist. Der Volksglaube erzählt, dass der im 14. Jh. lebende Künstler, ein gewisser Fra Bartolomeo, Schwierigkeiten hatte, das Gesicht der Jungfrau Maria zu malen, als er bei seiner Arbeit einschlief. Beim Erwachen sah er, dass das Fresko von Engelshand fertiggestellt worden war. Die Kunde über dieses Wunder schürte den religiösen Eifer und führte in weiterer Folge dazu, dass die Kirche im 14. Jh. von Gebäuden eingeschlossen war, weil die Menschen dem Ort des Wunders nahe sein wollten.
Die heutige Struktur nahm zwischen 1444 und 1477 Gestalt an, als Michelozzo die Tribuna mit ihren Radialkapellen begann, die später von Leon Battista Alberti fertiggestellt wurden.
Gegen Ende des 15. Jh. wurde das Mittelschiff erhöht, 1516 die Kirche geweiht.
An der Außenseite findet man über dem Hauptbogen des 1601 vom Architekten Giovanni Battista Caccini erbauten Säulenganges Spuren von Fresken, die zwischen 1513 und 1514 von Pontormo gemalt wurden. Den Haupteingang ziert ein Mosaik der Verkündigung von Davide Ghirlandaio (1509).
Vom Säulengang aus kommen wir in den Kreuzgang, der auch als Kreuzgang der Votivgaben bekannt ist, da er früher mit Votivbildern und reich verzierten Wachsstatuen geschmückt war.
Heute ist er besonders für seine prächtigen Fresken berühmt: Das älteste Fresko wurde 1460 von Alesso Baldovinetti gemalt und stellt Christi Geburt dar; Cosimo Rossellis Berufung des Hl. Filippo Benizzi stammt aus dem Jahr 1476; die anderen Episoden aus dem Leben des Heiligen wurden 1510 vom jungen Andrea del Sarto gemalt.
Das Marienleben wurde nach
1520 von den jüngsten
und vielversprechendsten
Künstlern ihrer Zeit
erzählt: Rosso Fiorentino
malte Mariä Himmelfahrt,
Pontormo die Heimsuchung
und Fraciabigio die Vermählung
der Jungfrau Maria. Andrea
del Sarto, der bereits
an den Fresken des Hl.
Filippo Benizzi gearbeitet
hatte, malte zwischen 1511
und 1514 die Geburt der
Jungfrau und die Ankunft
der Hl. drei Könige.
Der atemberaubende
Innenraum mit bunten Marmorverkleidungen
an Bögen und Pfeilern (aus dem 16. und 17. Jh.) besitzt eine goldene Decke, die zwischen 1664 und 1670 nach einem Entwurf von Baldassare Franceschini, auch bekannt als Volterrano, ausgeschmückt wurde. Von Franceschini stammt auch das Gemälde Mariä Himmelfahrt.
Hoch oben zwischen den Fenstern befinden sich Tafelbilder und Medaillons, die
von Künstlern aus dem 17. Jh. mit Wundern der Verkündigung bemalt
wurden.
Links vom Eingang steht die Kapelle der heiligsten Verkündung,
wo das hoch verehrte Bild der Jungfrau Maria aufbewahrt wird. Es wird von einem
eleganten kleinen Tempel umschlossen, der von Michelozzo entworfen und 1448
von Pagno Portigiani erbaut wurde. Der kleine Gebetssaal daneben enthält
ein Tafelbild mit dem „Heiligen Antlitz“ von
Andrea del Sarto.
Die vielen Seitenkapellen des Hauptschiffes stammen hauptsächlich aus dem 17. und 18. Jh., wie z.B. die Feroni-Kapelle, ein Prachtstück des Florentiner Barock, das von Giovan Battista Foggini und anderen Künstlern geschaffen wurde.
Die Tribuna besitzt neun Kapellen, die im Barock vollständig umgebaut wurden. Andrea del Castagno, einer der Hauptvertreter der florentinischen Renaissance, war in der Basilika Santissima Annunziata besonders aktiv: In der Feroni-Kapelle sehen wir sein Fresko vom Hl. Julian, in der angrenzenden Kapelle ein Fresko der Hl. Dreifaltigkeit mit dem Hl. Hieronymus.
Wenn man die Kirche durch die linke Tür hinten im Mittelschiff verlässt, gelangt man in den um 1453 erbauten Kreuzgang der Toten. Über der Tür befindet sich das berühmte Fresko Madonna del Sacco (1525) von Andrea del Sarto. In den anderen Lünetten findet sich ein interessanter, aber leider sehr beschädigter Freskenzyklus, der die Serviten darstellt und im frühen 17. Jahrhundert von Bernardino Poccetti und seinen Zeitgenossen gemalt wurde. In diesem Gang befindet sich auch die Kapelle der Compagnia di San Luca, wo 1562 eine Künstlervereinigung gegründet wurde, bevor sie 1563 auf Befehl Cosimos I. in die Accademia delle Arti del Disegno verlegt wurde.
Das Deckenfresko der Mariä Himmelfahrt stammt von Luca Giordano und auf dem Hochaltar finden wir ein Gemälde von Giorgio Vasari, welches den Hl. Lukas die Jungfrau Maria malend zeigt. An den anderen Wänden befinden sich Werke von Bronzino, Pontormo und Santi di Tito.
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