Vor 1386 im rechten Arm des Querschiffes der
Kirche S. Maria del Carmine erbaut, verdankt
die Kapelle Brancacci ihre Berühmtheit dem Freskenzyklus,
dessen Einzelwerke jeweils zeitversetzt auf
ihre 3 Wände von Masolino, Masaccio und Filippino
Lippi aufgetragen wurde.
Die
Ausschmückung wurde um 1425 von dem Botschafter
der Florentiner in Ägypten, Felice Brancacci,
zu Beginn nur an Masolino in Auftrag gegeben,
in der Folge arbeitete auch der junge Masaccio
mit, welcher dann für kurze Zeit die Arbeit
allein weiterführen mußte. Das Werk blieb vielleicht
auch aufgrund der Reise Masaccios nach Rom (wo
er 1428 starb) zunächst unvollendet; fast 60
Jahre später, zwischen 1481 und 1485, wurden
die Fresken von Filippino Lippi zu Ende geführt.
Betrachtet
man die Szenen der Fresken,
die Stationen aus dem Leben
des hl. Petrus („Vita di
San Pietro“) und die Ursünde („Peccato
originale“) darstellen, so ergeben sich
eindeutige Unterschiede zwischen den 3 Künstlern:
Die zarten, eleganten Figuren von Masolino,
die noch an die spätgotische Kultur anknüpfen,
heben sich von jenen Masaccios ab; diese sind
kräftig und solide unter Zuhilfenahme der Perspektive
aufgebaut. Sie verkörpern einen so strengen
Realismus, daß sie durchweg in der Basisliteratur
zur florentinischen Malerei der Frührenaissance
aufgeführt werden. In diesem Sinne erscheinen
hier emblematisch die „Cacciata dal Paradiso“
(Vertreibung aus dem Paradies) und „Pagamento
del Tributo“ (Bezahlung des Tributs) auf
der linken Wand.
Der
Schwere der von Masaccio
gemalten Freskenszenen hat
sich der spätere
Eingriff von Filippino Lippi offensichtlich
mit bemerkenswerter Sensibilität angepaßt, der
vor allem auf der rechten Wand Beachtung verdient.
Durch
eine vor einigen Jahren durchgeführte Restaurierung
gelang es, die Farbigkeit der Fresken bestmöglich
wiederherzustellen; diese hatten neben anderen
Einflüssen im Laufe der Zeit auch eine umfangreiche
Schwarzfärbung erlitten, die durch den Rauch
eines Brandes, der 1771 die Kirche schwer beschädigte,
hervorgerufen worden war. |