Die
Galerie für Moderne Kunst ist seit 1924 in
der 2. Etage des Palazzo Pitti untergebracht und
erstreckt sich sowohl auf die Räume der Fassadenseite,
die zu Zeiten der Medici als palatinische Bibliothek
benutzt wurden, als auch auf jene der seitlichen
Flügel, die früher stets als quartiere
della prole (Unterkunft des Nachwuchses)
erwähnt wurden. Sie wurde 1914 gegründet,
anfänglich als eine Abteilung der Galleria
dell'Accademia und genießt juristisch
gesehen einen Sonderstatus, den sie einer Konvention
zwischen dem italienischen Staat und der Stadt
Florenz verdankt.
Die 30 Säle sind in jüngerer Zeit neu
ausgestattet worden, wobei nach chronologischer
Ordnung vorgegangen wurde; der hier erfaßte
Zeitraum erstreckt sich vom Neoklassizismus der
Zeit Pietro Leopoldos bis in die 20er Jahre des
20. Jh. Die Säle des 2. Obergeschosses wurden
so restauriert, daß die Ornamente und Verkleidungen
wie auch die Ausstattung der Lothringer Zeit beibehalten
wurden.
Der Gang durch das Museum
beginnt mit neoklassizistischen
Werken, wie Il Giuramento
dei Sassoni a Napoleone (Verteidigung
der Sachsen auf Napoleon)
von Pietro Benvenuti sowie
Werken der Romantik wie
die großartige Entrata
di Carlo VIII (Einzug
Karls des VIII.) von Giuseppe
Bezzuoli oder I due
Foscari
(Die beiden Foscari) von
Francesco Hayez. Es sind
auch bedeutende Skulpturen
vertreten wie die Calliope
(Kalliope) von Antonio Canova,
die Psiche
(Psyché) von Pietro Tenerani
und der berühmten
Abele (Abel) von Giovanni
Duprè. Außerordentlich
zahlreich sind in diesem
Museum Gemälde von
historischen Themen zu finden,
welche einen der bedeutsamsten
Aspekte der künstlerischen
Kultur der 1. Hälfte
des 19. Jh. darstellen;
Beispiele hierfür
sind jene von Sabatelli,
von Pollastrini, oder
von Stefano Ussi, der gleich
mit der La cacciata
del duca d'Atene
(Vertreibung des Herzogs
von Athen) beginnt; doch
die Gruppe, die diese Sammlung
am besten charakterisiert,
ist jene der toskanischen
Strömung der sogenannten
Macchiaioli (von macchia,
Tupfer, Fleck), welche Mitte
des 19. Jh. eine grundlegende
Erneuerung der malerischen
Ausdrucksweise in Gang setzte,
die sich danach in ganz Italien
ausbreitete. Hier finden
wir bedeutende Werke von
Giovanni Fattori, wie die Rotonda
Palmieri
(Rotunde Palmieri), die Battaglia
di Magenta
(Schlacht um Magneta), den Staffato
(mit Steigbügeln versehen),
sowie eine ganze Reihe von
Landschaftsbildern und von
Szenen aus dem bäuerlichen
Leben in der Küstenregion
der Maremmen wie z.B. Mercato
della Maremma
(Markt in den Maremmen), Bovi
al carro
(Ochsen am Wagen), Il
salto delle pecore
(Schafssprung). Viele
der
in
dieser
Galerie
ausgestellten
Werke
dieser
Kunstströmung
stammen
aus
der
Sammlung
von
Diego
Martelli,
der
ein
Kritiker
und
Freund
der
Macchiaioli
war
und
die
Gemälde
Ende
des
19.
Jh.
dem
Museum überließ.
Angemessen
vertreten sind auch Silvestro
Lega und Telemaco Signorini
mit Innenansichten und
-szenen, während
von Giovanni Boldini
eine Reihe seiner rasch
gemalten, eleganten
Portraits zu betrachten
sind. Von den Skulpturen
dieser Abteilung fallen
jene von Adriano Cecioni
ins Auge, der hier mit
einer lebhaften und außergewöhnlich
spontanen Umsetzung der
anhand der Malerei mit Tupfern"
bzw. Flecken" (macchie)
erforschten Farbtönen
experimentiert.
Das
Museum besitzt über die bereits genannten
Kunstsammlungen der 1. und 2. Hälfte des
19. Jh. hinaus auch eine ansehnliche Sammlung
mit Werken des 20. Jh., die bereits in naher Zukunft
in den eindrucksvollen Sälen des (nach den
runden Fenstern, die wie Augen aussehen) sogenannten
mezzanino degli Occhi eingerichtet
wird. |