MEDICIKAPELLEN
Der
monumentale Komplex der Medicikapellen,
der im Laufe etwa zweier Jahrhunderte
abgeschlossen wurde, ist in engem
Bezug zu der Kirche S. Lorenzo
zu sehen; diese kann als offizielle"
Kirche der Medici bezeichnet werden,
die ihr den Vorzug gab, seitdem
die Familie in dem nahegelegenen
Palazzo der Via Larga ihren Wohnsitz
hatte (heute Palazzo Medici-Riccardi,
s.u.) und die auch bereits seit
dem 15. Jh damit begannen, sich
dort beisetzen zu lassen (Giovanni
di Bicci und seine Gattin Piccarda
beispielsweise wurden in der Alten
Sakristei beerdigt, die wie die
Kirche von Brunelleschi entworfen
wurde). Doch das spezifische Projekt,
hier ein großes Familiengrab
zu schaffen, nimmt mit dem Jahr
1520 seinen Lauf, als Michelangelo
sich an den Bau der Sacrestia
Nuova (Neuen Sakristei) machte,
auf Anregung des Kardinals Guilio
de' Medici, dem späteren
Papst Clemens VII., der beabsichtigte,
einigen berühmten Mitgliedern
der Familie ein Grabdenkmal zu
errichten: Lorenzo il Magnifico
und dem Bruder Giuliano, dann
Lorenzo Herzog von Urbino und
Giuliano Herzog von Nemours. Nachdem
1524 der architektonische Teil
abgeschlossen war, widmete Michelangelo
sich bis 1533 den Skulpturen,
die die Wände schmücken
sollten, die sich um die Sarkophage
mit deren ganz eigenen Struktur
zogen; tatsächlich jedoch
vollendete er nur die Statuen
von Lorenzo Duca di Urbino und
von Giuliano di Nemours sowie
die allegorischen Figuren von
Tag und Nacht, Morgenrot und Abenddämmerung
und die Gruppe Madonna col Bambino
(Madonna mit dem Kinde), an deren
Seite sich heute die Santi Cosma
e Damiano (Schutzheilige der Medici)
befinden, die jeweils von Montorsoli
und von Baccio da Montelupo geschaffen
wurden, beide Schüler von
Michelangelo Buonarroti.
Das
starke und deutliche Ganze der
architektonischen Struktur und
der mächtigen Skulpturen
Michelangelos verweist auf eine
komplexe Symbolik, in der das
menschliche Leben angedeutet wird,
in dessen Verlauf der Gedanke
und das Handeln interagieren bis
hin zur Befreiung der Seele nach
dem Tod, nach einer philosophischen
Auffassung, die der ausgeprägten
Spiritualität des Künstlers
besonders am Herzen lag.
Es
sei darauf hingewiesen, daß
in einem kleinem Raum unter der
Apsis zahlreiche Skizzen aus der
Hand Michelangelos aufgefunden
wurden; diese wurden, wie damals
oft praktiziert, direkt auf die
Wände aufgezeichnet, und
lassen eine Beziehung mit den
Statuen und Ornamenten der Sakristei
vermuten.
FÜRSTENKAPELLEN
Es
handelt sich um einen prunkvollen
und bombastischen Grabkomplex,
dessen Bau durch den Architekten
Matteo Nigetti sich von 1604 bis
1640 erstreckte, nach einem Entwurf
von don Giovanni de' Medici, einem
Mitglied der Familie, der sich
in alles andere als dilettantischer
Weise mit Architektur befaßte.
Das Mausoleum sollte mit seiner
großen Kuppel und seinem
von Marmor glänzenden Innern
von der Größe der mediceischen
Dynastie zeugen, die sich bereits
sicher auf dem Thron der Toskana
festgesetzt hatte. So ist der
achteckige Saal, der die Leichname
der Großherzoge beherbergen
sollte, beinahe vollständig
mit Schmucksteinen und Marmor
ausgetäfelt, und die großen
Sarkophage versehen mit Bronzestatuen
in Nischen. Die Ausführung
der Intarsien (Einlegearbeiten)
aus Schmucksteinen, zu welcher
die anspruchsvollen und hochspezialisierten
großherzoglichen Werkstätten
für Schmucksteine (Opificio
delle Pietre dure) zusammenwirkten,
zogen sich aufgrund schwer zu
findenden Materialien und der
sehr hohen Kosten über Jahrhunderte
hinweg.
Die
Kuppel beispielsweise, die ursprünglich
mit einer Auskleidung mit Lapislazuli
geplant war, blieb bis zum Ende
der Dynastie der Medici bloß
und wurde 1828 von Pietro Benvenuti
mit Fresken versehen, die auf
Wunsch der neuen lothringischen
Dynastie Szenen des Alten und
Neuen Testaments darstellen. |