Das
Nationalmuseum „Bargello" hat
seinen Sitz in einem der ältesten öffentlichen
Gebäude von Florenz,
dessen Bau bis auf das
Jahr 1255 zurückgeht.
Anfangs Sitz des Capitano
del Popolo (damaliger Volksrichter
der Gemeinde) und in der
Folge des Podestà (Bürgermeister),
wurde es im 16. Jh. zur
Residenz des Bargello,
oder Hauptmanns der Schergen,
von dem auch sein Name
herrührt, und diente
das gesamte 18. Jh. hindurch
dem tristen Zwecke eines
Gefängnisses. Innerhalb
seiner
Mauern
ereigneten sich wichtige
Episoden der Geschichte
der Stadt: Sitzungen des „Consiglio
dei Cento" (Rat der
Hundert), an denen auch
Dante Alighieri teilnahm;
Belagerungen, Brände,
Hinrichtungen, wobei die
vermutlich bekannteste
jene von Baroncelli ist,
der sich gemeinsam mit
den Pazzi gegen die Medici
verschworen hatte, und
dessen Exekution auch Leonardo
da Vinci beiwohnte. Im
Verlauf des 14. und 15.
Jh. veränderte
eine Reihe von Umbauten
und Zusätzen
den ursprünglichen
Grundriß,
insgesamt jedoch blieb
die harmonische Strenge
erhalten, die besonders
an dem wunderschönen
Innenhof, am Balkon
und am großen
Salon in der ersten
Etage feststellbar ist.
Die
Bestimmung des Gebäudekomplexes als Nationalmuseum geht
auf die Mitte des 19. Jh. zurück, und in der Folge wurden
hier Bildhauerwerke aus der Renaissance gesammelt, die
größtenteils aus großherzoglichem Besitz stammten, sowie
reichhaltige Querschnitte der sogenannten „arti minori"
(Kunsthandwerk) aus der Zeit der Gotik und des 15. Jh.
In dem großräumigen
Salon aus dem 14. Jh. in der
1. Etage sind einige Werke
von Donatello (1386-1466) ausgestellt,
darunter der jugendhafte David
in Marmor, der San Giorgio
(Hl. Georg), der aus seiner
Nische in der Kirche Orsammichele
hierher verlegt wurde, der
reifere und zweideutige David
in Bronze, Atys und Marzocco,
die sich einst auf dem Rednerbalkon
des Palazzo Vecchio befanden.
Neben jenen des Meisters sind
auch die Werke seiner Schüler
Desiderio da Settignano (ca.
1430-1464) und Antonio Rossellino
(1427- ca. 1479) zusammengefaßt.
Daneben befinden sich die
beiden Tafeln, die Lorenzo
Ghiberti und Filippo Brunelleschi
1401 beim Wettbewerb für
das Tor des florentiner Baptisteriums
vorlegten. Abgerundet
wird
der Überblick über
die
Renaissanceskulptur
durch
die
glasierten
Terrakottawerke
von
Luca
della
Robbia
(ca.
1400-1482),
unter
denen
die
typischen
Darstellungen
der „Madonna
col
Bambino" (Madonna
mit
dem
Kinde)
einen
besonderen
Platz
einnehmen.
Im
Salon im Erdgeschoß dagegen sind Werke des toskanischen
16. Jh. zu bewundern, allen voran 4 Meisterwerke von
Michelangelo (1475-1564): „Bacco" (Bacchus), das Relief
der „Madonna e il Bambino", „Bruto" (Brutus)
und „David-Apollo"; es folgen die Werke von Andrea
Sansovino (1460-1529), Jacopo Sansovino (1486-1570),
Baccio Bandinelli (1488-1560), Bartolomeo Ammannati
(1511-1592), Benvenuto Cellini (das kleine Modell für
den Perseus und kleine Bronzeskulpturen, die von der
Loggia dell'Orcagna hierher verlegt wurden), bis zu
Giambologna (1529-1608), von dem man den ,,Mercurio"
(Merkur) sowie, auf dem Balkon, die Bronzetiere bewundern
kann, die er für die Grotte der Medicivilla von Castello
geschaffen hatte.
Doch
die Sammlungen des Museums
erschöpfen sich nicht
hier, denn in vielen weiteren
Sälen der 1. und 2.
Etage sind hochwertvolle
Sammlungen verteilt, die
durch die kunsthandwerklichen
Sammlungen bzw. Sammlungen
dekorativer Kunst von Carrand,
Ressman und Franchetti noch
erweitert wurden. Gegenstände
aus Elfenbein, zu denen
kostbare Exemplare sogar
aus der römischen und
byzantinischen Zeit zählen,
Emailkunst aus dem Mittelalter
und aus Limoges, deutsche
und französische
Goldschmiedearbeiten, Schmuck
aus der Renaissance, Exemplare
islamischer Tauschierarbeiten
in Bronze, zum Teil aus
großherzoglicher Herkunft,
venezianische Glaskunst und
viele andere Kunstschätze,
zwischen denen man sogar
auf höchst seltene
Stücke von Malerei
auf Holz und Holzskulpturen
stößt. Besonders
bedeutsam sind auch die
Majoliken-, Waffen- und
Bronzesammlungen.
In
zwei Sälen der 2. Etage
sind außerdem die
Abteilung mit glasierten
Terrakottawerken von Andrea
und Giovanni Della Robbia
untergebracht, der David
in Bronze und die "Dama
del mazzolino" (Edelfrau
mit Sträußchen)
von Verrocchio im gleichnamigen
Saal, der auch eine Reihe
hervorragender Büsten
von florentiner Persönlichkeiten
beherbergt, die den bedeutendsten
Bildhauern des 15. Jh.
zu verdanken sind. Hier
ist unter anderen wichtigen
Skulpturen das Portrait
von Costanza Buonarelli
von Gian Lorenzo Bernini
zu nennen. Ebenfalls von
Interesse ist schließlich
die umfangreiche Medaillensammlung
der Medici. |