Links der Fassade von „Ognissanti" ist der Kreuzgang
des 15. Jh. zugänglich, an den sich das Refektorium
mit Hauptwerken der Quattrocento-Malerei anschließt.
Die gesamte hintere Schmalwand nimmt Ghirlandaios monumentales
„Abendmahl“ von 1480 ein. Der Maler erreicht
zwar nicht die dramatische Belebung der Figuren, die
Castagnos um eine Generation ältere Darstellung in „S.
Apollonia" auszeichnet, aber sein Werk bedeutet einen
weiteren Schritt auf dem Wege zur Aufhebung der Grenze
zwischen Real- und Bildraum. Der Augenpunkt ist so gewählt,
daß der gemalte Abendmahlsraum als Fortsetzung des Betrachterraumes,
gleichsam „betretbar“ erscheint. Die Gewölbe
des Refektoriums scheinen sich in das Bild hinein fortzusetzen,
die Mittelkonsole gilt gleichermaßen der realen wie
der gemalten Architektur.
Die
natürliche Lebensgröße der Figuren unterstützt die Identifizierungsmöglichkeit
des Betrachters mit den Gestalten. Im Hintergrund scheint
sich die Wand in einen Klostergarten zu öffnen, in dem
Pflanzen und Vögel mit ebensolcher Detailtreue gemalt
sind wie der Pfau an der rechten Schmalwand. Wie erfolgreich
Ghirlandaio mit dem Realismus und der kultivierten Dekorativität
seiner Komposition war, zeigt die Tatsache, daß er sein
Werk wenig später für das Refektorium von S. Marco wiederholen
mußte. |