Opificio delle Pietre Dure
   
     
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Tischplatte aus Scagliola (Detail)

Scagliola, die eine weniger kostspielige Imitationstechnik ist als eine Steinintarsienarbeit, ist dennoch weit komplexer.
Es ist ein Stuckmarmor, d.h. ein aus farbigem Gips angefertigter Kunstmarmor. Verschiedenartig gefärbter,
flüssiger Gips wird in Aushöhlungen einer zuvor angefertigten Gipsschicht gegossen. Die abschließende
Polierung der Komposition mittels tierischem Leim vermittelt einen
ähnlichen Eindruck wie eine Schmucksteinarbeit.
 
 

 

„Arte e natura" (Kunst und Natur) könnte das Motto dieses außergewöhnlichen Museums lauten, das den Einlegearbeiten mit Halbedel- bzw. Schmucksteinen gewidmet ist, bei denen die künstlerische Feinheit mit dem Glanz der Materialien wetteifert.

Die Leidenschaft der Dynastie der Medici für die kostbare Kunstform war derart ausgeprägt, daß der Großherzog Ferdinando de' Medici 1588 eine Hofmanufaktur gründete, die auf Mosaiken und Schnitzereien aus Schmuckstein spezialisiert war. Aus dieser großherzoglichen Einrichtung, die über drei Jahrhunderte aktiv blieb, entstand Ende des 19. Jh. das Museum der Werkstätten, das sich noch heute an dem Sitz befindet, wo die Schmucksteinwerkstätten 1798 von den Uffizien aus verlegt wurden.

Die Florentiner Manufakturherstellung war sehr ausgedehnt und eindrucksvoll, und heute ist sie mit prächtigen Exemplaren in den größten Museen von Florenz und der Welt vertreten; doch das kleine Museum der Werkstätten ist das einzige, das sich ausschließlich auf dieses Thema konzentriert und es mithin ermöglicht, dieses faszinierende Kapitel der Florentiner Kunstgeschichte in seiner Gesamtheit zu erfassen. Der Gang durch das Museum gliedert sich in thematische Abschnitte, die in zeitlicher Abfolge angeordnet sind: Der Einstieg erfolgt mit „I primi granduchi e le pietre dure“ - den ersten Großherzogen und den Schmucksteinen, wo man Skulpturen aus Porphyr aus der Zeit Cosimo I. de' Medici findet, welcher eine besondere Vorliebe für dieses alte und edle Material hatte, neben den überfeinerten Möbelstücken in Schmuckstein, die für seine Söhne Francesco I. angefertigt wurden. In jener Epoche gegen Ende des 16. Jh. entsteht der sogenannte „commesso fiorentino“ (florentinische Einlegearbeit, von ‚zusammenfügen'), der über Jahrhunderte hinweg der Stolz der Manufaktur bleibt. Hierbei handelt es sich um eine einfallsreiche Mosaiktechnik, bei der die natürlichen Farbtöne der wertvollen Steine genutzt werden, welche in Sektionen geschnitten und geschickt zusammengefügt werden und so das Gesamtbild, die Intarsie, bilden. Steinmalerei wurde sie treffend von den Urhebern des Florentiner Mosaiks genannt, denn diese Technik ermöglichte wie die Malerei die Ausführung der verschiedensten Gegenstände, von denen das Museum einen vollständigen Querschnitt vorstellt, von Landschaftsbildern bis zu Geschichten mit Figuren und von architektonischen Ansichten bis zu naturalistischen Themen reicht.

„Fiori di pietra“ - Blumen aus Stein, heißt der Abschnitt, der das erfolgreiche Motiv der Blumen behandelt, welches, oft auch im Zusammenhang mit Obst oder Vögeln, zwischen dem 17. und 18. Jh. beherrschendes Thema der Einlegearbeiten war, und vorwiegend als Dekor für Tischplatten und Verkleidung von Schränkchen eingesetzt wurde. Doch die Manufaktur wurde seit Beginn des 17. Jh. auch für das monumentale Vertäfelungsprojekt der „Cappella dei Prinicipi“ - Fürstenkapelle, in Anspruch genommen, dem Mausoleum der mediceischen Dynastie, das 1604 von Ferdinando I. errichtet wurde, nach dessen Entwurf es vollständig mit Schmucksteinen ausgekleidet werden sollte. Die Arbeiten wurden erst Mitte des 19. Jh. abgeschlossen, und die gewaltige Anstrengung der großherzoglichen Werkstätten wird im Museum durch Werke und Projekte dokumentiert, die sich auf unterschiedliche Phasen jenes Jahrhunderte andauernden Unterfangens beziehen.

Kameen, kleine Schleifarbeiten, „commesso“- Einlegebildchen, Schränke und andere Einrichtungsgegenstände sakraler und weltlicher Art, bei denen die Schmucksteine häufig in prunkvoller Verbindung mit Ebenholz und vergoldeter Bronze auftreten, verkörpern sehr gut den barocken Einfallsreichtum zur Zeit der letzten Medici – „Ultimi Medici“

Im Jahre 1737 erlosch die Dynastie und wurde durch die österreichische Linie der Habsburg-Lothringer abgelöst. „Il Periodo Lorenese“ - In der Zeit der Lothringer, die bis 1859 andauerte, setzte sich der künstlerische Erfolg der Manufaktur und ihrer Arbeiten fort, von denen sich die Schmucksteinbilder besonders hervorheben, die von den Vorbildern des Malers Giuseppe Zocchi gewonnen wurden und für den Hof in Wien bestimmt waren, oder die neoklassizistischen Kompositionen von Vasen und Muscheln, die für die Tische des Herrscherpalastes Palazzo Pitti angefertigt wurden. Mitte des 19. Jh. treten bei der Auswahl der Schmucksteine die hellen und zarten Töne zurück, die seit dem Rokoko bis zur Zeit des „Impero“ Mode waren, und man wendet sich wieder den samtigen Hintergründen des schwarzen Marmors und den beliebten Blumenkompositionen zu.

„L' Opificio delle Pietre Dure dopo l'Unità d'Italia“ - Die Schmucksteinwerkstätten nach der Einheit Italiens; sie erfuhren zwar finanziell einen Niedergang, nicht jedoch auf künstlerischem Gebiet: die Arbeiten für eine vorwiegend bürgerliche Kundschaft, wie Tischplatten, anspruchsvolle Gebrauchsgegenstände, kleine Schmucksteinskulpturen, behaupteten sich weiterhin dank ihrer stets tadellosen Technik und dem unfehlbaren Auge für die Auswahl der richtigen Farbnuancen der Steine. Bei all diesen Werken kommt neben dem Erstaunen über die komplizierte und doch natürlichen Schönheit Neugier auf, zu erfahren, wie sie entstehen. Hierauf versucht der Abschnitt „Il Laboratorio delle Pietre Dure“ - Die Werkstatt der Schmucksteine, eine Antwort, denn hier wird der Besucher durch das komplexe Verfahren geführt, mit denen die Florentiner Mosaiken, Einlege- und Schleifarbeiten geschaffen werden. Die zauberhafte Palette, die den Kunsthandwerkern zur Verfügung steht, setzt sich aus Hunderten von Mustern wertvoller Steine zusammen. Es sind auch die Malerei- und Graphikvorlagen zu sehen, die eigens für die anschließende Umsetzung in Schmucksteinbilder geschaffen wurden; Werkbänke aus dem 18. Jh., ebenso einfallsreich wie zweckmäßig; das Handwerkszeug für die jeweiligen Arbeitsgänge.

Der Gang durch das Museum wird abgerundet durch eine letzte Abteilung, „I Generi Affini: Pittura su Pietra e Scagliola“, in der verwandte Techniken wie Malerei auf Stein und Alabaster zusammengefaßt sind, Arten der künstlerischen Produktion, die zwischen dem 17. und 18. Jh. aufkamen.

 

 
Säle des Museums
 
Tisch
Scagliola
 
Schmucksteinarbeit
Die freien Künste: Bildhauerei
Giuseppe Zocchi 1776 - 1780
 
Schmucksteinarbeit
Die freien Künste: Malerei
Giuseppe Zocchi 1776 - 1780
 
Schwarze Marmorvase
aus Schmuckstein und Scagliola
 
Tischplatte - Detail
Scagliola
 
Tischplatte - Detail
Scagliola
Tischplatte
Schmucksteinarbeit
 
Tischplatte
Scagliola und Schmucksteinarbeit
Detail
 
Medici-Lorraine Wappen
Schmucksteinarbeit
Wappen
Schmucksteinarbeit
 
Tischplatte - Detail
Schmucksteinarbeit
Tischplatte - Detail
Schmucksteinarbeit
 
Tischplatte
Schmucksteinarbeit
Platte mit einer Blumenvase, 1600 - 1650
Harte Steine (Lapis Lazuli, Amethyst, Sizilianischer Jaspis, Sienesischer Achat, Chalcedon und Karneol), Marmor (altgrün, altrot, weiß und schwarz) und Alabaster in schwarzen belgischen Marmor eingesetzt
 
Papagei aus Schmuckstein
Sonnenblume aus Schmuckstein
 
Tisch
Scagliola
Tisch
Scagliola
Museumssaal
Die alte Werkstatt
 
 
 
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