Zwischen dem ausgehenden 13. und den
ersten Jahrzehnten des 14. Jh. ursprünglich als Sitz
der Prioren (Zunftvorsteher) erbaut, geht das Gebäude
in seinem ältesten Bereich, der dem Platz zugewendet
ist, auf einen Entwurf von Arnolfo di Cambio (1245-1302)
zurück. In der Folge, nämlich im 15. und insbesondere
im 16. Jh., wurden weitere Teile angebaut, wodurch der
Palast rückseitig eine Erweiterung erfuhr, ohne jedoch
sein massives Äußeres mit groben Bossen, vorspringendem
Balkon und dem asymmetrischen Turm zu verändern.
Zunächst Sitz der sog. „Signoria“ (Stadtherrschaft),
beherbergte der Palast seit
11370 vorübergehend
die großherzögliche
Familie zur Zeit Cosimo
I. de’ Medici, vor
dem endgültigen
Umzug in den neuen Fürstenpalast
Palazzo Pitti (auf jene
Begebenheit geht auch die
Benennung Palazzo „vecchio"
(alt) zurück). In jenen
Jahren (1550-65) ist die
groß
angelegte Umgestaltung anzusiedeln,
die unter Vasari stattfand,
der die umgebauten Innenräume
prachtvoll ausschmückte
und damit den neuen Ansprüchen
der Regierung gerecht wurde,
wie auch dem offiziellen
Wohnsitz der herrschenden
Dynastie (die sog. „Quartieri
monumentali").
Heben wir nacheinander die bedeutungsvollsten Räume
hervor: der 1. Eingangshof, der im 16. Jh. mit Ornamenten
in Form von weißen und vergoldeten Stukkaturen sowie
Fresken versehen wurde, verdankt allerdings seine elegante
Struktur der 2. Hälfte des 15. Jh. Von hier aus gelangt
man zu dem alten „Sala d'Armi“ (Waffensaal), in dem
die Stadt Florenz häufig Ausstellungen organisiert.
In der 1. Etage befindet sich der gewaltige „Salone
dei Cinquecento“ (Salon der Fünfhundert), ein Werk von
Cronaca (1495), der für die Versammlungen des „Consiglio
Generale del Popolo“ (Allgemeiner Rat des Volkes) genutzt
wurde, nach den von Girolamo Savonarola durchgeführten
Staatsreformen. Die Wände, die ursprünglich mit Fresken
von Michelangelo und Leonardo da Vinci bemalt waren,
verdanken ihr heutiges Aussehen dem monumentalen Dekorationsunterfangen,
dem sich Vasari und seine Schule in der 2. Hälfte des
16. Jh. widmete. Die Kassettendecke, die Fresken an
den Wänden, die „Udienza" (Audienz genannte Erhöhung
im Salon mit Statuen von Bandinelli und Caccini), die
Skulpturen von De’ Rossi, darunter die „Fatiche d'Ercole“
(Mühen des Herkules), all dies diente, durch komplexe
und reichhaltige Symbolik und präzisen geschichtlichen
Bezügen, der Verherrlichung der Medici. In diesem Salon
kann man auch Michelangelos Werk „Genio della Vittoria“
(Siegesgeist) bewundern. Im Kontrast zur Gewaltigkeit
des Salons, jedoch nicht minder prunkhaft, steht nebenan
das kleine Studierzimmer von Francesco I., ein Juwel
manieristischer Kunst und Sensibilität, in welches sich
der Fürst zur Meditation und zur Betrachtung seiner
Schätze zurückzog (ca. 1570).
Der Besuch des Palazzo führt
weiter durch die Säle
in der 1. Etage, von denen
jeder einzelne Saal je einer
Persönlichkeit der
Familie Medici gewidmet
ist (Cosimo der Alte, Lorenzo,
Leone X., etc.), was auch
an den jeweiligen Fresken
erkennbar ist.
In der 2. Etage befinden sich das Quartier der Elemente
und das Quartier von Eleonora da Toledo, Gattin von
Cosimo I. Aus der allgemeinen reichhaltigen Dekoration
sticht die kleine Kapelle der Großherzogin hervor, die
in großartiger Weise von Bronzino (1503 - 72) ausgemalt
wurde. Nachfolgend durchquert man die großen Repräsentationssäle
wie den Saal der „Udienza“ (Audienz) sowie den Saal
der „Gigli“ (Lilien) mit ihren prächtigen Decken, Ornamenten
und Portalen aus dem 15. Jh. Im letzten Bereich der
„Quartieri monumentali" hat eine Sammlung, die sog.
„Collezione Loeser", ihren Sitz, die der im Jahre 1928
verstorbene amerikanische Kunstkritiker Charles Loeser
der Stadt Florenz vermachte. Diese Sammlung umfaßt Gemälde
und Skulpturen vorwiegend
der toskanischen Schule vom
14. bis 16. Jh. (darunter
befinden sich Werke von Tino
da Camaino, Berruguete, Rustici,
Bronzino, Cellini).
DER NEPTUNBRUNNEN |
Der
Neptunbrunnen, genannt
Biancone,
neben dem Palazzo Vecchio:
Dieses Werk von Bartolomeo
Ammannati (1563-1565)
und einigen Assistenten,
so z. B. Giambologna,
wurde anlässlich
der Hochzeit von Francesco
I. de Medici mit der
Großherzogin
Johanna von Österreich
1565 geschaffen. Der
Auftrag wurde zuerst
Baccio Bandinelli erteilt,
der das Modell entwarf,
aber starb bevor er den
apuanischen Marmor bearbeiten
konnte. Die Neptunfigur,
deren Gesicht Cosimo
I. de Medici ähnelt,
sollte die Herrschaft
der Florentiner über
die See zum Ausdruck
bringen. Die Figur steht
auf einem hohen Sockel
in der Mitte des oktagonalen
Brunnens. Der Sockel
ist in der Mitte mit
Darstellungen der Figuren
von Scylla und Charybdis
dekoriert.
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