Der Besuch
des östlich der Stadt gelegenen
ehemaligen Klosters ist wegen
des „Abendmahl“-Freskos von Andrea del Sarto (1519-23)
zu empfehlen, dem letzten Glied
in der Reihe der monumentalen
Darstellungen dieses Themas
auf Florentiner Boden. Einerseits
wirkt Leonardo vorbildlich:
Im Anschneiden des Bildraumes
durch die Realarchitektur, in
der Eingliederung des Judas in
die Jüngergruppe hinter
dem Tisch, in der Geometrisierung
der auf diese Weise gegen die
anderen Figuren abgesetzten
Gestalt Christi, in der Anordnung
des Tischtuches, im Verzicht
auf die Hufeisenform des Tisches,
schließlich
in einzelnen Figurenerfindungen.
Andererseits bleibt Leonardo
offensichtlich unverstanden,
indem Andrea del Sarto Real-
und Bildraum trotz des Anschnittes
verknüpft,
durch die seitlichen Figuren den
unmittelbaren Bezug zum Betrachter
herstellt und die Figuren weniger
kunstvoll ordnet und verbindet.
Zudem greift er auf die reichere
Ausschmückung von gemaltem
Raum und Hintergrund zurück,
wie sie in der Florentiner
Tradition (Castagno, Ghirlandaio)
entwickelt worden war, und
verliert damit Leonardos unerhörte
Konzentration auf das figürliche
Geschehen. In gleicher Richtung
wirkt das realistische Verhältnis
zwischen Figuren und Bildraum.
Gleichwohl gehört Andreas
Abendmahl in der hellen, leuchtenden
Farbigkeit zu den Hauptleistungen
der Florentiner Malerei des
frühen 16.
Jh. |